Emblem & Link: The.a.d.A. online

 

Das Ende bleibt dem Zuschauer offen

Theatergruppe brachte "Der Tod und das Mädchen" auf die Bühne - Meisterleistung in einem schaurigen Stück
 

HÖCHSTADT. Beim Theaterstück "Der Tod und das Mädchen" in der Aula des Höchstadter Gymnasiums wurden die Zuschauer selbst bildlich auf die Geschworenenbank gesetzt.

von Barbara Herzog

 

 

  Fränkischer Tag
  vom 15. Oktober 2001

 

 

Da ist einmal Pauline, 

 

 

deren Mann Gerardo gerade zum Vorsitzenden eines Ausschusses ernannt wurde, welcher Folterungen untersuchen soll, die auch an seiner Frau vorgenommen wurden.

An diesem Abend kommt der Arzt Roberto zu Besuch, der Gerardo nachmittags bei einer Autopanne behilflich war. Nun glaubt Pauline, Roberto sei ihr Peiniger, der Folterknecht, da sie ihn an seiner Stimme zu erkennen meint. Sie fesselt ihn an einen Stuhl und bedroht ihn mit einem Revolver. Als Gerardo dem Mann zu Hilfe eilen will, hält sie auch ihm die Waffe an den Kopf. Da Pauline durch die Folterungen etwas verrückt geworden ist, schenkt Gerardo den Beschuldigungen seiner Frau nämlich keinen Glauben.

Nach und nach finden sich jedoch scheinbar tatsächlich Beweise für die Schuld des Doktors, zum Beispiel teilt er die Vorliebe für Schuberts Werk "Der Tod und das Mädchen" mit dem Folterknecht, der Pauline damit immer gequält hatte. Langsam kommt auch heraus, welche Pein die Frau erdulden musste, mehrmalige Vergewaltigungen, andere Arten der Folter und grausamen Psychoterror.

Um ihre Ruhe zu finden, möchte sie dem angeblich Schuldigen zusammen mit ihrem Mann den Prozess machen und ihn dazu bringen, ein Geständnis in mündlicher und schriftlicher Form über seine Greueltaten abzulegen. Ihre erste Vorstellung, den Arzt mit einem Besenstiel zu peinigen, lässt sie damit fallen.

Es kommt auch zu einem Streit zwischen dem Ehepaar, in dem Pauline ihrem Mann eine frühere Untreue an den Kopf wirft und fragt: "Wie oft hast du das Flittchen gevögelt?" Sie benutzt häufiger derart derbe Worte, auch fragt sie den Doktor: "Musst du scheißen oder pissen?" Aber versetzt sich der Zuschauer in die Situation der Frau, wird schnell klar, dass es keine anderen Wörter für sie geben kann.

 

Ist Roberto nun der Schuldige?

 

 

Gerardo sieht in Roberto mehr und mehr den Schuldigen, und nachdem dieser dann wirklich das Geständnis ablegt, kann er sicher sein. Oder doch nicht? Ist es wirklich klar? Und erschießt Pauline Roberto in der vorletzten Szene nun wirklich oder etwa nicht? Man weiß es nicht. Dem Zuschauer wird die Denkarbeit schon selber in die Hand gelegt. Und darüber nachgedacht hat wohl jeder, da die Darbietung auch Dank der großartigen schauspielerischen Leistung sehr erschütternd war und wahrlich unter die Haut ging.

Melanie Ort, die die Rolle der Paulina spielte, überzeugte das Publikum. Brillant fühlte sie sich in die Welt der aggressiven, anormalen und verrückten, im Gegensatz dazu aber auch liebenden Ehefrau ein, in deren Vergangenheit ja grausame Erlebnisse standen.

Auch ihr "Ehemann", Johannes Dotterweich, faszinierte in seiner Rolle, in der er es mit seiner Paulina nun wirklich nicht leicht hatte und häufig Demut und Verzweiflung ausleben musste. Sebastian Zösch sah man die Furcht um sein Leben an. Er verstand es, die Zuschauer bis zum Ende an seiner Schuld zweifeln zu lassen.

Doch nicht nur diese drei waren an dem Meisterwerk beteiligt. Hinter dem Ganzen steht die Gruppe "The.a.d.A." (Theater an der Aisch), dessen Mitwirkende unter der Leitung von Edward König alle ehemalige (Theater-)Schüler des Gymnasiums Höchstadt sind.

So wirkten im Hintergrund Eva Dorsch, Annika Steinbock, Georg Eichmüller und die restlichen Theada-Mitglieder Sven Berwein, Arnim Emrich und natürlich Edward König, der die Regie führte.

 

Mit wenig Mitteln auf der Bühne

 

 

Es sei zwar sehr anstrengend gewesen, mit wenig Mitteln das Stück auf die Bühne zu bringen, so König, aber man sei eine sehr intime, vertraute Gruppe, mit der das Arbeiten sehr viel Freude macht. Mit der Vorstellung war er sehr zufrieden, seine Jungs und Mädels hätten das Stück nach seinen Vorstellungen umgesetzt. Auch das Premierenpublikum bekam großes Lob, es wäre in jeder Phase des Stückes mitgegangen und hätte pausenlos das Geschehen aufmerksam verfolgt. Dies war aber der genialen Umsetzung der Theatergruppe zu verdanken.

Gekonnt war die Bühne in eine kalte düstere Atmosphäre getaucht, die Schauspieler ließen ihre Rollen sehr authentisch werden und streuten Sarkasmus und Wahnsinn in die Menge, dass es schon fast zum Gruseln war. Es ist übrigens möglich, sich dieser Truppe anzuschließen, einfach mal im Internet, www.theada.de vorbeischauen.

 

Link: Aktuelle Informationen

Link: Menschen
Link: Mitglieder
Link: AutorINNen

Link: Stücke


 
 

© info@theada.de
23. April 2003